Mörderische Gedanken: Tyrannische Macht und andere Phänomene innerhalb des perversen Spektrums

Photo by: Suzy Hazelwood

Abstract: Im folgenden Artikel stellt der Autor zunächst das breite Spektrum von Phänomenen der Perversion und Perversität dar, das derzeit in der psychoanalytischen Literatur unter diesen Begriffen gefasst wird. Er wendet sich anschließend der Kontroverse zu, ob es sinnvoll ist, diese dem Anschein nach sehr unterschiedlichen Phänomene im gleichen konzeptionellen Rahmen zu erfassen, und vertritt dazu die These, dass es sich hierbei um ein Kontinuum von unterschiedlich stark ausgeprägten Erscheinungsformen handelt, die über ausreichende Gemeinsamkeiten verfügen, um den Gebrauch derselben Begrifflichkeit zu rechtfertigen.


Seine Konzeption eines perversen Spektrums beginnt mit der Verwendung einfacher Fetische, die in eine sexuelle Situation einbezogen werden, um die sexuelle Erregung zu steigern. Wenn man sich entlang des von ihm angenommenen Kontinuums weiterbewegt, so begegnet man zunehmend komplexeren Verhaltensmustern – beispielsweise der Verwendung von »Drehbüchern«, die der Inszenierung perverser Phantasien dienen, wie sie unter anderem in der Übernahme komplementärer Rollen (etwa in sadomasochistischen Inszenierungen) stattfindet. Ein Merkmal dieser Inszenierungen ist, dass in ihnen die Bedürfnisse der beiden Beteiligten gleichermaßen zum Tragen kommen, da eine von beiden geteilte Phantasie in Szene gesetzt wird. Das extreme Ende des perversen Spektrums wird schließlich durch eine besondere klinische Entität – die der »perversen Beziehungsmodi« – repräsentiert. Sie stellen eine Form der Verdinglichung einer Beziehung dar, die dann nur noch wenig mehr ist als ein Vehikel, um vom Objekt Besitz zu ergreifen und es zur alleinigen Befriedigung der eigenen Bedürfnisse und Begierden zu kontrollieren. Allen Phänomenen des perversen Spektrums gemeinsam ist zum einen, dass in einer Beziehung ein Gegenstand oder eine bestimmte Bedingung zwischen die Beteiligten geschoben wird – vom einfachen Fetisch bis hin zu ausgeklügelten Formen der Inszenierung einer Beziehung, die das Gegenüber zu einer Figur im Spiel des Perversen machen -, und zum anderen, dass es dabei zu einer Deformation des Realitätsbezugs kommt.